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BLÖD UND BLAUÄUGIG? NEIN. WERT-VOLL!

• BLÖD UND BLAUÄUGIG? NEIN. WERT-VOLL! •

Habt Ihr Euch auch schon mal gefragt, warum wir Dinge tun, die uns nicht gut tun? Einen Beruf ergreifen, der uns keinen Spaß macht? Mit einem Menschen zusammen sein, mir dem wir nicht glücklich sind? Nur auf das Wohl anderer schauen und nicht auf unser eigenes? Ich bekomme solche Fragen recht häufig gestellt. Und klar, auch mich selbst überkommt es manchmal und ich denke mir: „Wieso bloß“.

Vor allem, wenn man sich aus einer belastenden Situation gelöst hat, bleibt oft die Frage zurück, warum man sich das so lange angetan hat. Nicht selten hadert man dann mit sich selbst und fühlt sich um Jahre seines Lebens betrogen. Ja, von sich selbst. Man hat es ja schließlich immer selbst in der Hand, etwas zu ändern. Höchst selten sind wir in Situationen oder Beziehungen wirklich „gefangen“, meistens hätten wir ja schon die Möglichkeit, uns daraus zu lösen. Also warum tun wir es (so lange) nicht?

Ich bin zu blöd!

Das denkt man sich ganz schnell. Und obwohl ich das so natürlich nicht unterschreiben würde, hat der Gedankengang schon etwas für sich. Nur blöd würde ich es nicht nennen. Eher „unklar“. Wer weiß mit zwanzig schon wirklich, was er mal aus seinem Leben machen will? Und wenn doch: Dinge können sich ändern. Und dann bleiben wir dabei, weil wir doch so viel Zeit und Geld in eine Ausbildung gesteckt haben oder denken, dass das von uns erwartet wird.

Oft sehen und  spüren wir auch einfach nicht, was wir wollen, brauchen, was uns gut tun würde. Vielleicht haben wir uns die Frage noch nie wirklich ernsthaft gestellt. Oder es vernebelt uns die Angst vor möglichen Konsequenzen die Sicht, beziehungsweise es ist schlicht bequemer, dort zu bleiben, wo man ist. „Komfortzone“ nennt man das dann so schön. Probleme und Belastungen können auch einfach zu nah, zu dicht, zu eng sein, so dass wir schlicht keinen Ausweg sehen.

Yoga und Impuls-Strömen waren für mich Wege, klarer zu werden. Durch die Ruhe, die Konzentration auf mich selbst habe ich langsam gelernt, meine Bedürfnisse wahrzunehmen und auch ernstzunehmen. Vor allem das Strömen hat mir ganz viel Raum geschaffen, auch andere Blickwinkel einzunehmen und Mut zu finden micht aktiv für oder gegen etwas zu entscheiden.

Blind vor Liebe…

Ja, auch das identifizieren wir bisweilen ziemlich schnell als Grund dafür, dass wir nicht gut zu uns selbst sind. Im Wesentlichen meinen wir damit nichts anderes als das „blöd“ von oben. Aber es kommt etwas ganz wichtiges dazu: die Liebe. Was tut man nicht alles aus Liebe? Was schafft man nicht alles, weil man liebt? Und ja, manchmal tun wir aus Liebe Dinge, die wir (mit Abstand im Nachhinein betrachtet) lieber nicht getan hätten.

Aus Liebe erträgt man so einiges. Man schaut weg, man geht Umwege, man vergönnt sich das eigene Glück nicht. Aber deswegen die Liebe zu verteufeln wäre fatal. Liebe ist eine unserer großen treibenden Kräfte, und Liebe will gelebt werden. Also wenn wir versuchen, Liebe nicht zuzulassen, weil ja kein Verlass ist auf sie, dann tun wir uns damit garantiert nichts gutes. Anstatt sie zu verteufeln wäre es viel sinnvoller, ihre Kraft zu schätzen und zu bewundern. Wie schön ist es, zu lieben? Wie viel Kraft entwickeln wir rein aus Liebe? Und ja, manchmal tun wir dumme Dinge aus Liebe, aber die Absicht ist immer eine gute.

Die Liebe will immer Gutes, manchmal gelingt es halt nicht. Und die Liebe hilft zu verzeihen – auch sich selbst, und das ist wichtig. Sich selbst zu lieben und wertzuschätzen und sich (ver-)urteilsfrei einzugestehen, dass es leider nicht so gut geklappt hat, hilft anzunehmen, zu verarbeiten und wieder nach vorne zu schauen.

Da ist etwas wertvoll!

Der letzte und vielleicht wichtigste Grund, warum wir oft lange in Situationen verharren, die schlicht schlecht für uns sind, sind unsere eigenen Werte. Was ich damit meine? Na ja, wir alle leben nach Wertvorstellungen. Freiheit kann so ein Wert sein. Oder Verantwortungsgefühl und Loyalität. Familie kann ein hoher Wert sein, Sicherheit oder Abenteuerlust.

Ich habe einmal jahrelang eine Beziehung aufrechterhalten, die niemand in meinem Umfeld verstanden hat, die ich selbst oft nicht verstanden habe. Heute weiß ich, dass außer Unklarheit und Liebe (siehe oben) noch etwas dazu beigetragen hat, dass ich nicht und nicht losgelassen habe: Es war aufregend! Heute weiß ich, dass mir in Beziehungen alles lieber ist als Langeweile. Ich brauche jemanden, der mich fordert und den ich berauschend finde – und das habe ich jahrelang bekommen und genossen.

Also was ist es bei Dir, das Dich nicht loskommen lässt? Lässt Du jemanden nicht fallen, weil Loyalität für dich oberste Priorität hat? Erfüllst Du Dir Herzenswünsche nicht, weil Du fürchtest, es könnte Deine Familie zerstören? Lässt Du Dir im Job auf der Nase herumtanzen, weil die Anstellung dir Sicherheit gibt und das sehr wichtig für Dich ist?

Es gibt immer einen Nutzen, für den wir bereit sind, einen hohen Preis zu zahlen. Und solange der Nutzen den Preis überwiegt, bleiben wir oft auch in Situationen, die uns so belasten, dass wir davon krank werden. Also nein, nicht blöd und auch nicht blind. Wir sehen nur manchmal nicht klar, was das ist, dieser Nutzen, dieser hohe Wert, für den wir (fast) alles tun würden. Aber man kann es herausfinden. Und anerkennen. Und dann versuchen, diesen Wert auf eine Art und Weise zu leben, die einen nicht krank und kaputt macht.

(Foto von Toa Heftiba auf Unsplash)
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